Menschen auf einem schweren Weg,
vielleicht sogar auf ihrem letzten zu begleiten, das ist eine der größten und schwersten Herausforderungen unserer Zeit.
Nicht wegschauen, sondern hinsehen und helfen, dieser Aufgabe hat sich die Palliativstation des Krankenhauses Limburg verschrieben. Ein ganzes Team arbeitet auf dieser Station daran, den Patienten Wohlgefühl und möglichst viele kleine Glücksmomente zu schenken. Gerade das, was das Leben noch ein bisschen lebenswerter macht, kostet Einsatz und meist zusätzliches Geld, das von der Vincenz-Stiftung aufgebracht wird.
Für die Patienten bedeutet dieses „bisschen mehr an Lebensqualität” so unsäglich viel, dass jeder, der dies miterlebt, zutiefst berührt ist. Die Vincenz-Stiftung unterstützt das Team auf der Palliativstation bei seiner schweren Aufgabe und fördert das zusätzliche Angebot der „Klinikclowns“.


Die sensible und sehr ansprechende Arbeit der Klinikclowns wird von Patienten, Angehörigen und medizinisch-pflegerischen Personal sehr geschätzt und zaubert hier und da ein Schmunzeln, ein Lächeln oder eine berührende Stimmung ohne Worte in dieser Phase des Abschieds ins Gesicht der Patienten und ihrer Angehörigen.
Wir sind sehr froh, dass die Stiftung dieses Projekt dank Spenden anbieten kann.
Interview mit den Klinikclowns Heidi Hawelka und Udo Engelhardt
die beide schon langjährig auf der Palliativstation im St. Vinzenz Krankenhaus Limburg tätig sind und einmal im Monat dort unterwegs sind.
Michaela Winkler: Herzlich willkommen! Ich freue mich sehr, mehr über die wertvolle Arbeit der Klinikclowns zu erfahren. Sie bringen Freude in schwierige Zeiten – können Sie sich kurz vorstellen und erzählen, wie Sie zu dieser Arbeit gekommen sind?
Heidi Hawelka: Mein Name ist Heidi Hawelka, ich habe meine Clown-Ausbildung 2011 abgeschlossen. Neben meiner Arbeit als Sozialpädagogin an einer Grundschule bin ich seit vielen Jahren als Klinikclown tätig. Für mich ist es eine unglaubliche Bereicherung, Menschen in schwierigen Situationen ein Lächeln zu schenken.
Udo Engelhardt alias „Lupo Lupelli“: Ich bin seit 38 Jahren Clown und arbeite seit 2001 als Klinikclown. Was mich besonders berührt, ist die Offenheit der Menschen, denen wir begegnen. Anfangs begegneten uns Erwachsene oft skeptisch, aber wenn sie sich einmal auf uns einlassen, öffnen sich neue Wege des Lachens und der Leichtigkeit – und das ist unbezahlbar.

MW: Wie hat sich Ihre Arbeit über die Jahre verändert?
UE: Ursprünglich haben wir hauptsächlich mit Kindern gearbeitet, insbesondere in der Onkologie. Heute sind wir oft in der Palliativstation unterwegs. Die Arbeit mit Erwachsenen unterscheidet sich stark: Während Kinder schnell ins Spiel finden, ist es bei Erwachsenen oft eine Frage des Zuhörens. Manche brauchen Trost, andere suchen eine Ablenkung – und wir passen uns intuitiv an.
HH: Manchmal sind wir einfach nur da, um zuzuhören. Als Clown sind wir nicht nur für Humor da, sondern auch als Begleiter in schweren Momenten. Es geht oft weniger um große Späße, sondern um das Zwischenmenschliche – das ist für mich der größte Unterschied zwischen der Arbeit mit Kindern und Erwachsenen.

MW: Sie überschreiten dabei oft unsichtbare Grenzen – wie gelingt das Ihnen respektvoll?
UE: Ein Clown hat die Freiheit, Grenzen sanft herauszufordern, aber niemals mit Druck. Wenn jemand nicht will, akzeptieren wir das. Aber oft sind es genau die Momente, in denen Menschen glauben, nichts mehr an sich heranzulassen, in denen ein Clown überraschend doch etwas bewegen kann – manchmal mit einem einzigen Blick, einer kleinen Geste oder einem improvisierten Moment.

MW: Gibt es besondere Erlebnisse, die Sie nie vergessen werden?
HH: Ich erinnere mich an einen Mann, dessen Frau auf der Palliativstation lag. Ich hatte ihm ein rotes Band gegeben – das „ewige Band der Liebe“ – und vorgeschlagen, sich schöne gemeinsame Momente zu erzählen. Zwei Wochen später sah ich ihn wieder. Seine Frau war gerade verstorben, und er hielt das Band in den Händen. Er sagte mir, es habe ihm geholfen, diesen letzten Moment mit ihr bewusst und friedlich zu erleben. Solche Begegnungen zeigen mir, wie tief diese Arbeit geht.
UE: Einmal spielten wir für eine ältere Dame, die eigentlich auf nichts mehr reagierte. Doch als wir ein Lied spielten, das sie kannte, begann sie den gesamten Text mitzusingen. Das war für die Pflegekräfte eine unglaubliche Überraschung. Diese Momente, wenn ein Funke überspringt, sind unvergesslich.

MW: Wenn jemand selbst Klinikclown werden möchte – wie geht das?
HH: Es gibt verschiedene Wege. Eine mehrjährige Clownsausbildung ist üblich, aber man kann auch mit Workshops oder Kursen anfangen, um zu sehen, ob diese Arbeit einem wirklich liegt. Wichtig ist aber nicht nur das Handwerk – man muss die Fähigkeit besitzen, mit schwerkranken Menschen in Verbindung zu treten und sich emotional abgrenzen zu können.
UE: Nicht jeder Clown passt in die Klinik. Manche kommen aus der klassischen Clownerie, aber merken schnell, dass sie mit der Ernsthaftigkeit einer Palliativstation nicht umgehen können. Es braucht Empathie, Sensibilität und eine besondere Art von Humor. Das lernt man nicht nur in einer Ausbildung, sondern erst durch die Praxis.

MW: Unsere Stiftung trägt den Slogan „Weil Leben kostbar ist“. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
HH: Für mich bedeutet es, dass jeder Moment zählt. Vom ersten Atemzug bis zum letzten – es geht darum, jeden Abschnitt des Lebens mit Würde zu begleiten. Auf der Palliativstation spürt man das besonders stark.
UE: Leben ist kostbar, weil es endlich ist. Unsere Arbeit geht darum, das Leben, so lange es dauert, lebenswert zu machen – mit einem Lächeln, einem Gespräch, einer unerwarteten Begegnung. Genau darum geht es.

MW: Vielen Dank für dieses wunderbare Gespräch! Es zeigt eindrucksvoll die tiefgreifende Wirkung der Klinikclowns auf die Menschen, die sie begleiten.